Das Geheimnis Enthüllt! Wie Der Name "Fruchtaufstrich" Entstanden Ist.
Jedes Kind kennt heute diesen Namen. „Fruchtaufstrich“.
Das war nicht immer so.
Wir schreiben das Jahr 1993
Wir hatten damals in München Neuhausen einen kleinen Lebensmittel-Laden:
Tina’s-Kashütterl gerade einmal 30qm groß.
Vor unserem Geschäft stand Robert mit seinem Obst-Gemüsewagen.
Günter war seine Aushilfe.
Im Sommer hatte sich Robert beim Einkauf von verschiedenen Früchten etwas verkalkuliert.
Er kaufte einfach zuviel ein oder anders gesagt, die Kunden kauften nicht so viel wie er sich das erhoffte.
Da es Wochenende war, konnte er am Montag die Früchte nicht mehr verkaufen.
Was also tun?
Günter kam auf die glorreiche Idee, daraus Marmelade zu kochen und diese dann am Stand zu verkaufen.
Also besorgte er sich den 2:1 Gelierzucker und kochte fleißig die verschiedensten Sorten ein.
Für den kleinen Stand war das allerdings viel zu viel, was er da fabrizierte.
Er kam zu mir und fragte mich, ob er die auch bei mir im Geschäft anbieten könne.
Ich hatte nichts dagegen.
Verkaufen war ja ganz gut, doch wer übernimmt die rechtliche Verantwortung?
Robert und Günter wollten nicht, also erklärte ich mich einverstanden, das zu übernehmen.
Jetzt waren wir ein dreier Gespann:
Robert brachte die Früchte aus der Großmarkthalle mit.
Günter kochte die Marmeladen.
Mein Mann Max und ich übernahmen den Vertrieb.
Soweit so gut.
Die Marmeladen zu kochen war die eine Sache, aber ohne Etikett, das geht gar nicht.
Selbstklebende Etiketten gab es noch nicht.
Und eine Firma zu beauftragen, die uns die Etiketten gestaltet und ausdruckt, dazu fehlte uns das nötige Kleingeld.
Einen Computer hatte zur damaligen Zeit auch keiner von uns.
Da kam uns eine gute Freundin zu Hilfe.
Sie arbeitete zu dieser Zeit in einem größeren Markt, die bereits über einen Computer verfügten.
Dort hat sie unser Etikett entworfen.
Wir wollten ein ganz einfaches Etikett, ohne viel Schnickschnack.
Nur für den Bogen „HAUSGEMACHT“ brauchte der Rechner geschlagene 6 Stunden.
Als das Etikett fertig war, hatte sie es uns auf ein DIN A4 Blatt ausgedruckt.
Wir stiefelten in den Kopierladen um die Etiketten zu vervielfachen.
Auf das Etikett musste natürlich auch noch das Mindesthaltbarkeitsdatum.
Also kauften wir einen Stempel, bei dem die einzelnen Zahlen verdreht werden konnten. Somit konnten wir für jede Charge das Datum extra einstellen.
Mit einer Schere wurden dann die einzelnen Etiketten ausgeschnitten, mit Tapetenkleister eingekleistert und auf das Glas geklebt.
Was für ein Aufwand.
Schon standen wir vor der nächsten Herausforderung.
Wer sollte den Vertrieb übernehmen und ausliefern?
Mein Mann Max, der damals mit seiner Heilpraktiker-Ausbildung fast fertig war, überenahm den Vertrieb.
Er brauchte nur noch seine Prüfung ablegen und hatte etwas Zeit.
Er lud sein Auto voll (dafür haben wir die stärksten Stoßdämpfer, die es damals gab, eingebaut) und suchte sich kleine Läden und Obststände.
Als unser Vertriebs-Genie fuhr er mit einem vollen Auto weg und kam mit einem leeren Wagen zurück. Alle Kartons, die im Auto waren, hatte er verkauft.
Warum hatte er so einen großen Erfolg?
Ganz einfach: damals gab es überall nur Konfitüre, Konfitüre extra und Diät-Marmelade, die von 2 bis 3 großen Herstellern produziert wurden.
Unsere „einfachen, hausgemachten Marmeladen“ wurden ihm regelrecht aus den Händen gerissen.
Wir hatten z.B. einen Kunden in Pullach, der jedes Mal wenn mein Mann zum Liefern kam, ihn angrinste und den Spruch abließ: Schön, dass du wieder da bist, denn deine Marmeladen zahlen mir jeden Monat meine Miete.
Robert, der sowieso täglich in der Großmarkthalle war, übernahm die Belieferung der Großhändler.
Doch damit ging die Misere erst so richtig los!
Kaum waren die Fruchtaufstriche auf dem Markt, stand der Bezirksinspektor bei uns auf der Matte.
Überall in der ganzen Stadt passierte das Gleiche.
Die Bezirksinspektoren nahmen Proben von unseren Marmeladen und ließen diese von der Landesuntersuchungsanstalt für Lebensmittel in München-Unterföhring untersuchen.
Bis auf die Kennzeichnung gab es keinerlei Beanstandungen.
Wir standen in regem Austausch mit den Lebensmittel-Chemikern.
Nach einer gewissen Zeit berichteten uns diese: Wissen Sie, wir bekommen mittlerweile so viele Marmeladen von euch, dass wir alle, mit der gleichen Chargennummer, die wir bereits untersucht haben, einfach mit nach Hause nehmen.
Uns war damals ein gravierender Fehler unterlaufen.
Wir wussten nicht, dass es in Deutschland eine Konfitüren-Verordnung gab.
Diese deutsche Konfitüren-Verordnung besagte:
Es darf nur Konfitüre, Konfitüre extra mit einem Gesamtzuckergehalt von mind. 65 % und Diät-Konfitüre in den Handel gebracht werden.
Außerdem durften keinerlei Konservierungsstoffe verwendet werden.
Sprich, in privaten Haushalten durfte dieser 2:1 Gelierzucker hergenommen werden, doch die daraus entstandenen Marmeladen durften NICHT wieder in den Handel gebracht, sprich verkauft werden.
Warum war das so?
Weil in dem 2:1 Gelierzucker der Konservierungsstoff: Sorbinsäure enthalten ist.
Also haben wir gleich mehrere Verstöße begangen:
1.) wir hatten mehr Früchte als Zucker in den Marmeladen;
2.) wir benutzten den 2:1 Zucker mit Konservierungsstoff Sorbinsäure;
3.) wir haben uns nicht an die gültige deutsche Konfitüren-Verordnung gehalten.
Daraufhin flatterte uns von der Landeshauptstadt München eine saftige Geld-Strafe ins Haus.
Außerdem untersagte uns die Landeshauptstadt München den weiteren Verkauf unserer Marmeladen.
Daraufhin folgten lange Diskussionen.
Die Dame, die uns die Androhung ausstellen musste, gab zu:
Wissen Sie, ich habe bei mir um die Ecke einen Laden, der ihre Marmeladen verkauft, und ich hole mir regelmäßig ein paar Gläser, weil die einfach wesentlich besser schmeckt als alle anderen.
Nicht desto trotz, muss ich Ihnen den Weiterverkauf verbieten.
Es handelt sich schließlich NICHT um Konfitüre, Konfitüre extra und es ist auch keine Diät Marmelade.
So entstand der Name Fruchtaufstrich!
Jetzt war guter Rat teuer.
Eine gesetzlich korrekte Bezeichnung gab es nicht.
Was konnten wir tun und wie sollten wir sie denn dann nennen?
Nach langem hin und her kristallisierte sich der Name „Fruchtaufstrich“ heraus.
Keiner kannte diese Bezeichnung und so wurde sie am Anfang als „minderwertig“ angesehen.
Doch unserem Erfolg tat das keinen Abbruch. Unsere Kunden liebten unsere Fruchtaufstriche.
So enstand das Ziel:
Wir würden gerne mit unseren Fruchtaufstrichen, in 3 Jahren ca. 50 000 Gläser verkaufen.
Hochgerechnet waren wir bereits nach 3 Monaten schon so weit.
Einfach unglaublich.
Dann kam ein Vertreter auf uns zu, der nur Bäckereien und Konditoreien belieferte.
Er würde gerne unsere Fruchtaufstriche dort anbieten.
Da wir nicht allein entscheiden konnten, sprachen wir mit Günter.
Zuerst sagte er zu.
Dann ein paar Tage später kam der Spruch von ihm:
Nein, das will ich jetzt doch nicht, denn da müsste ich ja den ganzen Tag in der Küche stehen und nur noch Marmeladen kochen und darauf habe keinen Bock.
Und außerdem höre ich jetzt ganz auf, ich will nicht mehr.
Wir waren so platt und am liebsten hätte ich ihm den Kragen umgedreht.
Unsere Freundschaft war von diesem Tag komplett beendet.
Allerdings waren Robert, seine Frau und wir auch nicht in der Lage, das Kochen der Fruchtaufstriche zu übernehmen.
Robert und Christa, als frischgebackene Eltern, konnten und wollten sich nicht damit beschäftigen.
Max war gerade mit seiner Heilpraktiker-Ausbildung fertig und wollte seine eigene Praxis eröffnen.
Ich hatte auch keine Lust, ständig in der Küche zu stehen und Marmeladen zu kochen.
Nach 15 Jahren Lebensmittel-Einzelhandel hatte ich die Schnauze voll und wollte einfach etwas ganz anderes machen.
Keiner von uns ist auf die Idee gekommen: Wir könnten uns den Namen Fruchtaufstrich auch schützen lassen.
Ca. ein halbes Jahr nachdem es von uns keine Fruchtaufstriche mehr auf dem Markt gab, haben andere Hersteller Marmeladen mit der Bezeichnung Fruchtaufstrich auf den Markt gebracht.
Die hatten natürlich ein leichtes Spiel, denn der Name „Fruchtaufstrich“ wurde ja bereits von uns eingeführt.
Änderung der Konfitüren-Verordnung
Dann, mit dem Zusammenschluss der EU, änderte sich die deutsche Konfitüren-Verordnung in die europäische Konfitüren-Verordnung.
Laut der EU-Verordnung dürfen Hersteller jetzt wirklich fast jeden Dreck in die Marmeladen mischen.
Angefangen von Farbstoffen über Aromen und natürlich auch Konservierungsmittel.
Deutschland war nicht in der Lage, seine strenge Verordnung beizubehalten (vielleicht wollte man das ja auch gar nicht).
Das hatte zur Folge:
Jeder kleine Obstladen / Feinkostladen darf jetzt mit dem 2:1 Gelierzucker seine Fruchtaufstriche selber herstellen.
Unbedingt auf die Zutaten-Liste schauen!!!
Denn nur dort erfährst du OB und WELCHE Zusatzstoffe verwendet werden.
Somit ist der Markt für selbstgemachte Marmelade eingebrochen und sehr hart umkämpft.
Daher haben wir uns von MR-Spezialitäten (Martina & Max Radel) entschieden dieses Spiel nicht mitzumachen.
Bei uns findest du keinerlei Zusatzstoffe in allen unseren Produkten.
Wir achten sehr darauf, nur natürliche Zutaten zu verwenden.
Sollte aus irgendeinem Grund ein Produkt wirklich einmal einen Konservierungsstoff benötigen, dann findest du den garantiert nicht bei uns.
Solltest du jetzt Fruchtaufstriche (Marmeladen) ohne jegliche Zusatzstoffe haben wollen, dann besuch uns doch einfach einmal in unserem Laden in München oder schau dich im Shop um.
Deine Martina – Frau Rosenfräulein